Christian Machacek, mein „partner in crime“


Hallmann Entertainment

Heute stelle ich Euch Christian Machacek vor, meinen „partner in crime“ in Sachen Drehbücher. Christian ist auch von diesem Analog-Fieber infiziert. Kennengelernt habe ich den Filmemacher und Produzenten, als ich für die Zeitschrift „celluloid“ zum Thema Super 8 und 8mm-Film recherchierte. Damals vertrieb er über einen Shop eben erwähntes Filmmaterial. Irgendwie liefen wir uns dann ständig über den Weg – und irgendwann fragte er mich mal, ob ich nicht an einem Drehbuch mitarbeiten möchte.

Und so kam es 2015 zu mehreren Sessions bei ihm daheim, wo wir die Plots für zwei Horror-Drehbücher zusammenschusterten. Ich muss sagen, es war für mich die bisher angenehmste Art zu arbeiten. Wir saßen im Garten draußen, es war heiß, wir hatten unsere Füße in zwei kleine aufblasbaren Pool – und wir tippten mit unseren Schreibmaschinen auf Notizkarten, die wir dann auf einer Magnettafel befestigten und bei Bedarf die Handlungsstänge hin- und herschoben.

Leider wurde bis dato keiner der Stoffe verwirklicht. Das hängt aber auch damit zusammen, dass Christian Geld verdienen muss. Und das macht er, indem er in der Weltgeschichte herumreist und Dokus dreht – so z.B. „Beer-tastic!“ mit dem österreichischen „Bier-Papst“ Conrad Seidl, „Breathtaking“ über atemberaubende Naturschauplätze oder „Ghosts of the Kalahari“ über indigene Völker in Afrika im Kampf um ihre Selbstständigkeit und ihre Kultur.

Aber vielleicht steht bald ein neues Projekt mit Christian an. Zumindest hat er schon mal angefragt. Und wer weiß, vielleicht sitzen wir 2023 wieder in seinem Garten – ich mit überbordenden Ideen und er mit einem verzweifelten Gesichtsausdruck, weil er natürlich gleich alles budgetmäßig überschlägt und es sich vorne und hinten nicht ausgehen wird. (Ich muss gestehen: Ich liebe es, wenn diese Panik in seinen Augen aufblitzt.)

Aber bis jetzt haben wir es noch immer geschafft, brauchbare Geschichten zu kreieren.

_ _ _

Es herrscht schon viele Monate (oder gar Jahre?) die Situation, dass mich mein lieber Freund Rodja sporadisch und dennoch mit unverschleierter Hartnäckigkeit, offensichtlich unterschwellig dazu drängt, für seinen ausgezeichneten Schreibmaschinen-Blog Die Schreibmaschinisten ein paar Zeilen zu verfassen.

Nun scheint es soweit zu sein. Er hat es geschafft. Während meiner jährlichen Arbeitsklausur auf einer Insel im Atlantik gebe ich seinem stets beiläufigen Drängen nach und füge mich seiner Bitte. Ich beantworte endlich seine immerwährende Frage, die er schon vielen anderen vor mir gestellt hat: Warum es mir gerade Schreibmaschinen angetan haben?!

Vielleicht, weil ich mich schon in den letzten beiden Volksschuljahren als Herausgeber einer Schülerzeitung versucht und zu Beginn ein paar Kurzgeschichten noch mit der Hand verfasst habe. Bis… ja, bis ich die grün metallic-lackierte Schreibmaschine eines Versandhauses bei meiner Mutter entdeckte und sie still und heimlich in mein Zimmer verfrachtete. Ein Blatt Papier einspannte… und mit Fingern und Augen synchron über der Tastatur kreisend versuchte, meine für mich spannenden Geschichten mit Hilfe dieser modernen Technik zu manifestieren. In ausgereifter, autodidaktisch erlernter Zwei- bis Vierfingertechnik, die ich übrigens noch immer anwende. Wenngleich inzwischen ein wenig schneller.

© Cornelia Machacek

Vielleicht, weil ich viele Jahre später, in denen ich – wie unzählige andere meiner Zeitgenossen – jede noch so unnötige technische Innovation mitgemacht habe, einfach mal genug hatte. Genug von dem ständigen Gefühl, etwas zu versäumen, zu langsam zu sein – oder sich für teures Geld sein Leben nicht mehr verschlimmbessern zu wollen. So fiel eines Tages mein Auge auf eine Triumph Gabriele 35, die, nachdem Tastatur und Walze gereinigt und sie mit neuem Farbband versehen war, sofort zum Einsatz kam. Und sofort war da wieder etwas Heimeliges, etwas Vertrautes.

Vielleicht war es dieser entscheidende Moment, in dem ich keinen aktiven Druck verspürte. Nicht so, wie wenn man auf einen unerbittlich blinkenden Cursor am Computermonitor starrt. Dieser Moment, der mich veranlasst hat, zumindest das Grundkonzept für Drehbücher, Ideen und Synopsen von nun an mechanisch zu verfassen. Die Erstfassung auf Biegen und Brechen zu Papier zu bringen, ohne zurück zu blicken. Ohne Fehler zu korrigieren. Ohne an einzelnen Worten zu tüfteln, bis man zufrieden ist. Ohne eine Kopie zu haben und einen das mulmige Gefühl überkommt, dass die ganze Arbeit umsonst war, wenn man diese zahlreichen losen Seiten Papier verliert. Oder sie durch Feuer zerstört werden. In solchen Situationen kommt bei mir immer Feuer ins Spiel, obwohl ich dadurch noch nie eine Arbeit verloren habe. Aber es klingt halt so herrlich dramatisch – und endgültig.

Vielleicht, weil man sich – alleine in einem Raum mit seiner Schreibmaschine – fühlt, als ob man sich zu einer Reihe ausgezeichneter Schriftsteller und Drehbuchautoren gesellt, die alle, ausnahmslos, mit denselben Dämonen zu kämpfen haben und dennoch nur eines wollen: Diese eine Geschichte, die einem ständig im Kopf herum schwirrt, zu Papier zu bringen.

Vielleicht, weil für mich das Design vieler Schreibmaschinen ihren ganz speziellen Charakter darstellt. Form, Rundungen, Farbe, Geräusch und Technik mit dem damit verbundenen Schreibkomfort, der einem nach und nach vor Augen führt, wie hilflos man sich dieser scheinbar überholten Technik ergeben hat. Nach den ersten paar Maschinen spürt man diesen Drang, weiter zu suchen, noch eine zu erwerben. Um schließlich diejenige zu finden, die alles in sich vereint: das schönste Design, den perfekten Anschlag, den angenehmsten Klang, kurz: jene Maschine, die einem für immer zur Seite stehen wird. Nur um zu erkennen, dass es – wie bei so vielen Dingen – absolute Perfektion auch hier nicht gibt.

Vielleicht wird es mir eines Tages einleuchten, dass diese immerwährende Suche nach einem begehrten Modell grundlos ist, nur weil man einmal eine Testseite darauf tippen möchte. Vor allem, wenn man im Grunde genommen bei einer Auswahl von guten zwei Dutzend Maschinen zu Hause sowieso insgeheim schon seine Favoriten hat. In meinem Fall die Olivetti Valentine (weil sie ein Geschenk meiner Frau ist), die Olympia SM3, die Smith-Corona Skyriter (mit QWERTZ-Tastatur!) und natürlich die grandiose Hermes Baby, die ich liebevoll restauriert habe und nun aussieht – und auch schreibt – als wäre sie gerade erst aus der Fabrik gekommen.

Vielleicht aber auch, weil ich grundsätzlich allem Analogen ein wenig verfallen bin. Neben den erwähnten Schreibmaschinen zählen auch mehrere Filmkameras und Filmprojektoren, sowohl Super8 als auch 16mm, zu meinem ganz persönlichen Schatz. Und damit auch genügend „Software“ vorhanden ist, sammelt man überdies komplette englische Spielfilmfassungen aus den USA und UK, deren Kaufpreis bei anderen Kollegen und in der Familie oft Kopfschütteln hervor ruft. Wozu so viel ausgeben, wenn derselbe Film doch in BluRay-Qualität für wenige Euro zu haben ist?

© Cornelia Machacek

Nun, auch hier ist es das Mechanische, das eben nicht hundertprozentig Genaue, das nicht sterile, nebenbei konsumierbare Vergnügen. Das Knattern des Projektors, den man akribisch wartet, nur um keine Kratzer in die zarte Filmemulsion zu ziehen oder einen Filmriss zu provozieren. Als wäre es die letzte Möglichkeit auf der Welt, diesen einen Film auf großer Leinwand zu betrachten. Mit seinem ungefilterten, lebhaften Filmkorn, gelegentlichen Unschärfen und kaum wahrnehmbaren Tonaussetzern.

Vielleicht ist es aber auch diese Liebe zur alten und dennoch Jahrzehnte überdauernden Technik, die mit einigen wenigen Handgriffen wieder unermüdlich ihre Dienste tut. Die Gewissheit, dass mit handwerklichem Geschick, Geduld und Phantasie in diese nach Gummi und Maschinenöl riechenden Relikte wieder Leben eingehaucht werden kann. Ganz im Gegensatz zu den modernen, digitalen Apparaten, die nach kurzem, intensiven Einsatz zum alten Eisen gehören – oder mit nichts und niemandem mehr kompatibel sein wollen.

Vielleicht ist es aber auch nur die Hoffnung, einen Teil seiner Kindheit oder seines Erwachsenwerdens mit diesen Wunderwerken der Technik bis zum unvermeidbaren Ende verfügbar zu haben. Diese Momente aus Farben, Gerüchen und Eindrücken, die sich unauslöschlich in die eigene Erinnerung eingebrannt haben. Vielleicht.

Christian Machacek
www.hallmann-entertainment.com

Hinterlasse einen Kommentar