Was auf die Ohren… Timo Landsiedels Podcast „Hinter der Kamera“


© Rodja Pavlik

Zugegeben, ich hätte schon viel früher auf den Podcast „Hinter der Kamera“ des Hamburger Journalisten, Autoren und Filmemacher Timo Landsiedel tatkräftig hinweisen können. Aber mir selbst erschließt sich nicht so ganz der Reiz von Podcasts – und daher habe ich auch immer darauf vergessen. Ja, von Zeit zu Zeit höre ich schon mal irgendwo rein, aber abonnieren? Da müsste ich mich ja mit Spotify & Co. auseinandersetzen… ja, und dazu bin ich einfach viel zu faul dafür. Die Welt ist mir auch so schon digital genug.

Timo habe ich viel zu verdanken. Nicht nur, dass er der ersten Generation des HomeMovieCorner Filme wie „A-Five oder „Die erste Nacht“ damals in den wilden 2000ern schickte, nein, er sorgte auch dafür, dass ich bei der – leider nicht mehr existenten – Zeitschrift „Zoom“ einige Artikel (u.a. über die Vielfilmer-Truppe Mania Pictures) schreiben durfte. Wir plauderten auch privat, trafen uns mal in Hamburg und bei einem Filmfestival am Scheersberg in Schleswig-Holstein – und sogar in Wien. Mir fallen so viele nette Gespräche ein – und wenn es jemanden gibt, mit dem ich ein Drehbuch ähnlich wie „Absolute Giganten“, „Zugvögel“, „Tschick“ oder „Das Leben ist eine Baustelle“ schreiben würde, dann wäre das Timo. Leider ist da halt die große Distanz im Weg.

Timo schreibt aktuell u.a. für die Fachzeitschrift „Film & TV Kamera“ (ehemals „Film & TV Kameramann“) und gestaltet auch deren Podcast „Meine Lieblingsszene“. Hier möchte ich aber lieber seinen privaten Podcast „Hinter der Kamera“ vorstellen, in dem er Kameraleute, Editoren/innen und andere visuell kreativ Tätige aus Kino, Serien und TV zu Wort kommen lässt. So sprach er u.a. mit dem Schauspieler Charles Rettinghaus über seine Synchronarbeit (u.a. die deutsche Stimme von Jean-Claude Van Damme, Jamie Foxx und Robert Downey Jr.), Animator Jörn Peper oder Kamerafrau Ari Wegner (Netflix-Film „The Power of the Dog“).

© Christian Genzel

Alles an und für sich sehr interessante Gesprächspartner, aber erst bei seiner neuesten Episode wurde ich vollständig hellhörig. Denn diesmal lockte er den in Salzburg lebenden Filmemacher (Spielfilm „Die Muse“, Shocking-Shorts-Finalteilnehmer „Cinema dell‘ oscurità“) Autoren, Blogger (Wilsons Dachboden), Podcaster (Lichtspielplatz) und Filmjournalisten Christian Genzel vors Mikrofon. Und Christian ist auf dem HomeMovieCorner auch kein Unbekannter. Tatsächlich unterstütze ich ihn ja auch bei der Doku „Finding Planet Porno“ über den US-Porno-Pionier Howard Ziehm, der vor allem durch seine Non-Porno-Sci-Fi-Parodie „Flesh Gordon“ bekannt wurde. Aber weder „Die Muse“ noch Howard Ziehm waren im Fokus des aktuellen Podcasts, sondern Christians aktuelle Dokumentation „No Way to Make a Living – A Look Back at ‚The Frighteners'“.

„The Frighteners“ ist eine Horrorkomödie von Peter Jackson, die 1996 herauskam. Inhaltlich geht es um Frank Bannister (Michael J. Fox), der sich sein täglich Brot als Geisterjäger verdient. Viele halten ihn für einen Schwindler, aber Bannister kann tatsächlich mit Geistern kommunizieren. Was ihn trotzdem nicht davon abhält, ein kleiner Betrüger zu sein. Denn er hat sich mit den Spukgestalten abgesprochen, welches Haus sie heimsuchen sollen. Kritisch wird es nur, als ein rachsüchtiger Geist anfängt, tatsächlich Leute zu töten. Da fällt der Verdacht der Polizei schnell auf den Geisterjäger…


Der neuseeländische Regisseur Peter Jackson war zum Zeitpunkt von „The Frighteners“ bereits mit Filmen wie „Braindead“, „Bad Taste“ und der The-Muppet-Show-Parodie „Meet The Feebles“ im Bereich schwarzhumorigem Splatter bekannt. Allerdings hatte er nach den Splatterfilmen mit „Heavenly Creatures“ auch noch einen beeindruckenden Arthouse-Film abgeliefert. „The Frighteners“ war wohl ein Versuch, seine frühen Splatter-Erfolge etwas zahmer und massentauglicher zu machen. Gelungen ist ihm zweiteres damals nicht so ganz. Gefloppt ist der Film nicht, aber so richtig der Blockbuster wurde er auch nicht. Und es schadete auch Jacksons Karriere nicht, denn ein Jahr nach dem Erscheinen von „The Frighteners“ begann er mit den Dreharbeiten zur „Herr der Ringe“-Trilogie.

Ich muss sagen, dass mich „The Frighteners“ damals prächtig amüsierte. Ich mag ihn wirklich, aber ich kann verstehen, warum dieser krude Mix aus Komödie und Horror mit seinen doch recht argen Zeitsprüngen nicht alle begeisterte. So weit ich mich erinnern kann, war dies wohl der letzte Spielfilm, in dem der an Parkonson erkrankte Michael J. Fox („Back to the Future“) noch eine richtige Hauptrolle hatte.

© Turbine Medien

Mittlerweile konnte „The Frighteners“ aber so etwas wie eine treue Fan-Schar etablieren. Darum hat wohl das deutsche Label Turbine Medien im Dezember 2022 eine limitierte Sonderedition des Films auf Blu-ray herausgebracht. Neben zwei Ultra HD Blu-rays und vier Blu-rays enthält die Box das 196-seitige Buch „Die Welt von Peter Jacksons ‚The Frighteners'“, Poster, sonstige Gimmicks und eben die 95-minütige Doku „No Way to Make a Living – A Look Back at ‚The Frighteners'“ von Christian Genzel.

In seinem Podcast unterhalten sich nun Timo Landsiedel und Christian Genzel über dessen Featurettes, die er für Turbine Medien schon abgeliefert hat, u.a. über „Pitch Black“, „Knight Rider“ – und eben mit besonderem Augenmerk über „The Frighteners“. In ihrem Gespräch nerden sie aber nicht als Jackson-Fanboys herum (na ja, vielleicht ein kleines bisschen), sondern man erfährt wirklich allerlei Interessantes, wie Christian als Filmemacher an das Doku-Genre Featurette herangeht. Für „No Way to Make a Living“ interviewte Christian mehrere Mitstreiter Peter Jacksons. Dabei war die Entstehung des Featurette alles andere als ein Kinderspiel. Die Interviews fanden allesamt während der Corona-Zeit statt und wurden daher über Zoom geführt. Christian erläutert in der Podcast-Episode, wie er zusammen mit seinem Editor René Hoffmann daraus einen Vorteil machte und damit sogar etwas zu erzählen vermochte. Und er verrät, dass eigentlich auch gar keine so lange Doku geplant war.

Zur besprochenen Podcast-Episode geht es hier entlang.

Hinter der Kamera – Der Podcast: Christian Genzel

Viel Spaß beim Reinhören

Rodja

INFO: Hinter der Kamera: https://kamerapodcast.de/ – zu den Abos geht es hier entlang.

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