„Revolution of Heroes“ von Marrok – Sci-Fi-Clip aus Österreich


Was Sci-Fi im Film betrifft, ist Österreich ja nicht gerade eine Insel der Glückseligen. Ad hoc fallen mir da gerade mal „1. April 2000“ (1952) von Wolfgang Liebeneiner, „Halbe Welt“ (1995) von Florian Flicker, Marco Kalantaris „Ainoa“ (2005) und – wenn man den Film diesem Genre zurechnen will – Stefan Müllers „Tartarus“ (2011 – Kritik hier) ein. Insofern kann man hierzulande schon mal froh sein, wenn jemand mal einen außergewöhnlichen Sci-Fi-Musikclip für eine Band dreht. So geschehen auch mit der Singleauskoppelung „Revolution of Heroes“ aus dem aktuellen Album „Days of Mercury“ der oberösterreichischen Metal-Band Marrok. Und wenn es nach den Plänen der Macher geht, sollen noch zwei weitere Clips in dieser Richtung folgen.

Verantwortlich für das Musikvideo ist Reinhard Fenzl, der zusammen mit Günther Dworak 2000 die Indie-Filmgruppe Sonuva Project gegründet hat. Bei dem Dreh zum Kurzfilm „Revenge“ lernten die beiden die Band Proxonic kennen, die für den Rachethriller den Song „Dead Eyes“ zur Verfügung stellten. Im Gegenzug drehten Fenzl und Dworak für die Band den dazugehörigen Musikclip. In der Folge hat sich dann anscheinend das mit den Kurzfilmen erledigt, denn Sonuva Project drehten danach nur noch Musikclips. „So 22, 23 Clips werden es schon sein – und eine Konzert-DVD“, schätzt Fenzl, der in Sachen Video und Grafik ein 100%iger Autodidakt ist. Zu den „Kunden“ zählten u.a. namhafte Bands wie Tamee Harrison, Julia, Guadalajara, 3 Feet Smaller und Kontrust (bei der Ex-Proxonic-Sängerin Agata Jarosz jetzt ihre Stimme erhebt). „Die Videos sind im Moment nur eine Leidenschaft. Da keine österreichische Band wirklich genug Budget für solche Clips hat, suche ich mir nur Projekte aus, wo ich sehr viele kreative Freiheiten habe und meine Ideen umsetzen kann“, erzählt Fenzl in einem Interview mit dem HomeMovieCorner.

Doch nun zurück zum aktuellen Video „Revolution of Heroes“. Die Band Marrok trat vor ca. einem Jahr an Fenzl heran, um noch einen Clip für das alte Album „Midnight Carnival“ zu drehen. Während des Gesprächs plauderten die Musiker aber auch noch über ihre aktuelle Produktion „Days of Mercury“, das ein Konzeptalbum mit durchgehender Geschichte werden sollte. Basierend auf einem Traum von Sänger Brian Pearl handelt „Days of Mercury“ von der Zerstörung der Erde und der dramatischen Flucht der letzten Überlebenden auf den Merkur. Reinhard Fenzl war sofort fasziniert von dieser Geschichte: „Vergesst das alte Album, wir machen eine Trilogie für das neue Album – und nachdem ich ihnen ein paar Tests gezeigt habe, wie ich mir das vorstelle, waren sie auch Feuer und Flamme“, so Fenzl.

Gedreht wurde „Revolution of Heroes“ vor Greenscreen, Landschaften und Gebäude wurden erst im Nachhinein per Computer generiert. „Ursprünglich war schon auch geplant, on location zu drehen. Ich bin dann aber davon abgekommen, weil die Logistik für Outdoor Drehs einfach zu aufwendig gewesen wäre. Und nachdem ich ein paar Testshootings gemacht habe, habe ich mich dazu entschlossen, es zu 100 Prozent Greenscreen zu filmen.“

Der dreitägige Dreh war trotzdem kein Honigschlecken. „Wir haben ausgerechnet am heißesten Wochenende mit 37 Grad gedreht. Und mit den ca. 30 kW Licht hatten wir an die 50 Grad im Studio – und keine Klimaanlage. Ich habe mich fast jeden Tag am Abend angekotzt, weil ich einen Hitzschlag hatte“, erinnert sich Fenzl mit Grauen.

Herausgekommen ist ein visuell ansprechendes Video, das an Filme wie „Mad Max“, „Dune“ oder „Sin City“ erinnert. „Ich habe mich auch ein wenig von Manga und Videogames wie ‚Final Fantasy‘ inspirieren lassen. Wenn man das Video so sieht, würde ich auch noch Zack Snyders Kinofilm ‚Sucker Punch‘ als Inspirationsquelle nennen. Den finde ich als einen der optisch schönsten Filme der letzten Jahre, aber davon bin ich – vor allem budgetbedingt – weit entfernt“, erläutert der Wiener Filmemacher. „Ich habe nicht mitgezählt, aber in der ganzen Produktion stecken von meiner Seite sicher 700 bis 1.000 Arbeitsstunden. Das klingt zwar verrückt, aber ich wollte wissen, ob ich es schaffe.“

„Revolution of Heroes“ stellt den Auftakt zu einer Trilogie dar, die als Einheit einen eigenen kleinen Kurzfilm bilden soll. „Wir haben beschlossen, mal nur ein Video zu drehen, um zu schauen, wie die Machart, der Look überhaupt bei den Leuten ankommt. Da ich so was noch nie in diesem Ausmaß gemacht habe, war das schon ein gewisses Risiko/Experiment für die Band, aber ich glaube, das Ergebnis ist ganz gut geworden“, erzählt Fenzl nicht ohne Stolz. Zur Zeit laufen die Konzeptarbeiten für Teil zwei an.

„Eventuell werden wir aus Zeit- und Kostengründen Teil zwei und drei aber in einem Schwung drehen“, erklärt der Filmemacher die weiteren Schritte. „Wir sind auch auf der Suche nach Freiwilligen in den Bereichen Dreh, Mattepainting, 3D Animation und Compositing, die Lust hätten, bei so einem Projekt mitzumachen. Kontakt aufnehmen kann man unter www.sonuva-project.com.“

Rodja Pavlik
FOTO: Claudia Kostistansky, Sonuva Project

Weitere Informationen unter www.sonuva-project.com bzw. www.design-it.at

Marrok: „Revolution of Heroes“

Making Of

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