Aus für Zeitschrift „schmalfilm“


Oh Mann… Bad news sind bad news und nun mal keine good news. Da komme ich nichtsahnend nach Hause und finde ein großes Kuvert mit der von mir abonnierten Zeitschrift „schmalfilm“ vor – und noch zusätzlich Ausgaben von „zoom“ und „videofilmen“. Ein bisschen verwirrt war ich, hatte ich etwa zusätzliche Hefte abonniert? Nicht dass ich mich erinnern konnte. Und dann sah ich dieses kleine Banner im rechten Eck oben. Und auf dem steht „Zum 610. und letzten Mal“. Und schon hatte ich schlechte Laune.

Das erste Mal stolperte ich über „schmalfilm“, als ich auf der Heimreise vom Filmfestival „Independent Days“ war. Ich hatte am Bahnhof Zeit und ging in den Kiosk, um zu schauen, welche Filmzeitschriften ich nach Österreich mitnehmen könnte. Und da fiel mein Blick eben auf „schmalfilm“. Ich kaufte sie und tauchte ein in die Welt von 8 mm und Super 8. Ich bin zwar 1971 geboren – aber in meinem Bekanntenkreis drehte damals niemand Filme. Irgendwann habe ich mal mitbekommen, dass nicht nur fotografiert wurde, sondern auch gedreht… aber ich kannte einfach niemanden, der dieses Hobby betrieb. Als ich dann Mitte der 1990er anfing, mich aktiv mit Film auseinanderzusetzen, war Video angesagt. Erst sehr viel später stieß ich dann dank Ulli und Nicole Bujards „Night Of The Vampire Hunter“ (siehe Rezension hier) und Arash T. Riahis Dokumentarfilm „Die Souvenirs des Herrn X“ auf den Schmalfilm. Und damit – in Kombination mit der Zeitschrift „schmalfilm“ – hatte ich das Gefühl, dass es so etwas wie eine Zukunft für diese Art des Filmens gab. Eine Zukunft in der Nische zwar, aber immerhin.

Einige Zeit lang lief es auch gut. Ich hörte immer wieder von Projekten. Doch irgendwann merkte ich, dass in „schmalfilm“ immer mehr Artikel über Technik oder Historie des Films standen und weniger über aktuelle Filmprojekte – genau verkehrt zu meinen Interessen. Und dann gab es auch noch die Geschichte mit der Insolvenz von Kodak. Ich wollte es nicht wahrhaben, aber ja, die Zeichen waren eindeutig: Super 8, 8 mm und 16 mm haben es selbst in ihrem Nischendasein sehr, sehr schwer.

Nun haben der Verlag und „schmalfilm“-Chefredakteur Jürgen Lossau den Schlussstrich gezogen. Nach 65 Jahren ist mit Ausgabe Nr. 610 nun das letzte Heft erschienen. In einem sehr persönlich gehaltenen Statement legt Lossau noch einmal die Gründe dar, die zu dieser schwern, leider logischen und schwer wiegenden Entscheidung geführt haben. Ja, schwer wiegend, denn wenn ein Medium sein quasi offizielles Sprachrohr verliert, wer soll denn noch darüber berichten? Diesbezüglich will Lossau beruhigen: „Aber natürlich gibt es weiterhin interessante Themen aus der Welt von Super 8 und 16 mm. Sie füllen nur keine gesamte Zeitschrift mehr. Wenn Sie mögen, lesen wir uns wieder: in zoom. Dort finden die Themen Super 8 und 16 mm eine neue Heimat.“ Ein schwacher Trost, aber immerhin…

Rodja

PS: Dieses traurige Thema bringt mich auch gleich zum nächsten Punkt, über den ich schon länger berichten wollte. Auch das von mir sehr geschätzte „torrent – Magazin für serielles Erzählen“, das ich hier lobend erwähnt habe, hat erkannt, dass die Ausgaben für ein Printmedium einfach zu hoch sind. Aus diesem Grund wird nur noch im Internet veröffentlicht, schreibt das Magazin in einem Statement.

Ein Kommentar

  1. Das von mir gern gelesene „Schnitt“ hat sich vor ein paar Monaten auch ins Internet verabschiedet, nur um nach kurzer Zeit auch die Website nicht länger mit Inhalten zu befüllen.

    Mir scheint der Schritt vom Print zum Web immer nur ein verzögerter Abschied zu sein…

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