Trailer: „APPology“ – mit der APPokalypse in eine „bessere“ Zukunft?


Ach, die Schweiz. Das war immer so etwas wie eine filmische terra incognita für mich. Während ich in Österreich und Deutschland immer leicht auf Projekte oder gut vernetzte Filmgruppen stieß, war ich in der Schweiz oft erfolglos mit der Suche. Mit Dieter Koller (u.a. „Schützenhilfe“, „Geschoss E“), O’Neil Bürgi („One Memory“, „Cat Noir“, „Ale“), Claudio Fäh („Hit The Highway, Honey“, „Coronado“, „Northmen – A Viking Saga“, „Wilder Staffel 4“) und Marco von Moos („Turicon – The Legend of Sollthar“, „NightCast“, „Aurum“) fällt mir nicht mal eine Handvoll Schweizer Filmemacher ein, die den Weg vom HomeMovieCorner kreuzten. Aber es freut mich immer wieder, wenn ich Neuigkeiten aus unserem Nachbarland höre.

Wie eben diese, dass Marco von Moos nach mehreren Kurzfilmen nun gerade den Trailer zu zum Spielfilm „APPology“ veröffentlicht hat.

© Marco von Moos

Inhalt: Fünf ungleiche Menschen tun sich zusammen, um die perfekte APP zu programmieren, die dich so gut macht, wie du in der postmodernen digitalen Welt sein musst, um noch halbwegs als „guter Mensch“ durchzugehen: Stets sich selbst optimierend, selbstliebend, aber nicht egoistisch, hochleistend, aber entspannt, hochmotiviert, aber in deiner Mitte, finanziell und emotional unabhängig, klimaneutral, genderneutral und mit klarer Haltung – nur nicht der falschen. Gesteuert wird das Ganze von einer künstlichen Intelligenz: GOALiath… Sei dein bestes Ich!

Mein erster Eindruck: Eine Satire mit einem Hauch von Skynet. Marco beschreibt den Film als „seinen Arthouse-Blockbuster“, den er „einfach voll Indie nebenbei nach einem Sommerdreh in den Ferien vor zwei Jahren“ gedreht hat. Soweit ich verstanden habe, basiert der Film auf einem Theaterstück. Marco setzt auch wieder auf seine Stammschauspieler Philip Reich und die Österreicherin Stephanie Lexer (u.a. „Biest“ der Grazer Truppe Loom).

Das Budget von 30.000 Schweizer Franken (umgerechnet ca. 31.100 Euro) stemmte Marco zum größten Teil selbst. Für ihn ist „APPology“ der vierte Langspielfilm – und der erste seit dem Superheldenfilm „NightCast“ 2004. Zwischen damals und heute drehte er aber viele Kurzfilme wie „Der lange Weg“, „Die Hütte“ oder den Pilotfilm zur Webserie „Aurum“. Ein Termin für ein Teamscreening im November steht bereits fest. Danach wird eine Festivalrunde und eventuell eine Kino-Auswertung gestartet.

Marco von Moos kenne ich schon seit Anfang der 2000er-Jahren. Damals bekam der HomeMovieCorner seinen Sci-Fi-Film „Turicon – The Legend of Sollthar“ – und wir waren damals wirklich beeindruckt, was VFX-mäßig alles so im privaten Bereich möglich war. Aber nicht nur wir naiven Amateurkritiker. Marco erarbeitete sich damals mit seinen Video-Tutorials und Effektfilmchen einen internationalen Ruf, was VFX-Effekte betraf. Und mit international meine ich, dass sein Ruf sogar bis in die USA schwappte. Selbst Freddie Wong , der Schöpfer der Serie „VGHS – Virtual Games Highschool“ schwärmte von Marcos Einfluss, wie dem YouTube-Clip „VFX Artists React to Bad & Great CGi 36 (ft. Freddie Wong)“ (so ab 3:58 ff) von 2020 zu entnehmen ist. Höhepunkt war der Schweizer Superheldenfilm „NightCast“ von 2004, der Marco viel zu viel abverlangte. Von da an drehte er lieber „nur“ Kurzfilme, programmierte an einem Spiel-Prototypen und hatte Pläne für eine Webserie.

Und das zählt alles quasi als Hobby. Mittlerweile ist Marco Vater geworden – und seit kurzem auch verheiratet. Beruflich arbeitet Marco als Lehrer in einer Schule im Bereich Theater und Begabtenförderung und „nebenbei“ bei der Produktionsfirma SEmedia, die ihm zum Teil auch gehört. Mit dieser dreht er u.a. TV-Sendungen, Spots, Imagevideos, arbeitet aber auch an Projektionen, Multimedia-Auftritten und… Apps. (Hm, ich frage mich, wie er auf Apps als Thema eines Films gekommen ist? Und ob ich tatsächlich SO EINE App haben möchte?)

Mein persönliches Highlight war unser gemeinsamer Auftritt als dümmliches Austro-Schweizerisches Bankräuber-Duo im Film „Hexensabbat“ 2013 der deutschen Gruppe Mania Pictures – Höhepunkt war damals ein Showdown mit der Polizei auf einer Brücke neben der Statue von Hermann Hesse, wo ich unabsichtlich einen Polizeiwagen in die Luft sprengte. Hach, glorreiche Zeiten. (Wenn ich gewusst hätte, dass er die Beute für einen Filmdreh braucht, hätte ich NIE bei dem Überfall mitgemacht. Obwohl… ja, doch, eigentlich schon. ;-D)

Rodja

Hinterlasse einen Kommentar